Was ist eine Handeule?


Was ist eigentlich eine Handeule?

Handeule oder auf Plattdeutsch Handuul ist das norddeutsche Wort für den Handfeger.

Woher stammt das Wort Handeule?

Für den Ursprung des Worts Handeule gibt es zwei verschiedene Erklärungen:

Die Form als Namensgeber

Die eine Erklärung argumentiert mit der Form des Geräts. So z.B. im „Etymologischen Wörterbuch“ von Kluge unter dem Stichwort Eule:

Ndd. Eule ‚Handbesen‘ … soll nach seiner Form so benannt sein.

Das wollte ich gerne nachprüfen. Hier ist eine Schleiereule im Flug.

Und hier zum Vergleich eine Handeule, mit echten weichen Borsten und aus echtem Holz. Sie dient bei uns zu Hause zum Abstauben von Klavier und Fernseher.

Also mit ganz viel Phantasie… also da ist eine gewissen Verwandschaft, man könnte fast glauben, dass der Name davon… Also wenn ich es recht überlege, passt das nicht. Ich kann es mir nicht vorstellen, dass die Ähnlichkeit im Aussehen der Namenspate war.

Die Verwendung von Vogelflügeln als Namensgeber

Bleibt noch die zweite Erklärung, dass man früher Eulenflügel zum Fegen verwendet habe. Auch diesem Ansatz bin ich auf den Grund gegangen.

Die erste Frage, die sich stellt, ist: wenn man Vogelfedern als Besen verwendet, wie lange halten die eigentlich? Und kann man damit Glassplitter vom Fußboden auffegen?

Da bräuchte man wohl ziemlich oft eine neue Handuul. Und Eulen sind knapp. Heute stehen sie unter Naturschutz. Wie war das früher? Gab es so viele Eulen, dass man die Flügelfedern als Besen verwenden konnte? Wer hat damals Eulen gefangen und warum?

Die Zweifel bleiben. Andere Vogelfedern sind mit Sicherheit häufiger angefallen: Hühner und Gänse, und das bei jeder Geflügelmahlzeit. Warum also kein Handhuhn und keine Handgans, warum die Eule? Und hat man tatsächlich Vogelflügel als Besen verwendet?

Ich konnte es mir erst gar nicht vorstellen, aber solche Vogelbesen gibt es wirklich. Sie heißen Flederwisch (Wikipedia). Daraus:

„Ein Flederwisch (auch Wisch) ist ein Enten- oder Gänseflügel, der als Handfeger benutzt wird. Das Arbeitsgerät ist der Vorgänger des Handfegers, stabil, sehr leicht und vielseitig einsetzbar. Flederwische verschleißen schnell und sind nach Kontakt mit Feuchtigkeit nicht mehr brauchbar. Sie verschmutzen aber bei trockener Verwendung kaum, da sie von Natur aus wasserabweisend imprägniert sind.“

Sie eignen sich zum Ausfegen eines Ofens (da aber eben nicht oft) oder zum Auffegen von Holzspänen beim Schnitzen (da etwas öfter).

Zuletzt habe ich noch einen echten, modernen Einsatzort für Vogelflügelbesen gefunden: die Imkerei. Wenn man eine Wabe entnimmt und die Bienen von der Wabe trennen will, dann sind Vogelfedern das Mittel der Wahl. Im Unterschied zu einem Besen werden die Bienen beim Fegen nicht gerollt, und Rollen mögen Bienen ganz und gar nicht.

Das Für und Wider verschiedener Flederwische wurde hier in einem Imkerforum diskutiert. Und einen derartigen „Bienenbesen“ gibt es auch für wenige Euro im Internet zu kaufen, in Holtermanns Imker-Shop.

Die Maße sind 47 x 12 cm, das entspricht der Größe einer Handeule. Aber am Ende der Suche ist es doch die Gans geworden.

Aktenzeichen Handeule … ungelöst

Damit komme ich zum Schluss meiner Reise in die Welt der Handeule.

Ich gebe zu Protokoll, dass mich keine der beiden Erklärungen überzeugt, die Namensherkunft der Handeule ist meiner Meinung nach weiterhin ungelöst.

Aber das Wort gefällt mir, und ich werde mal versuchen, dieses alte Wort aus seinem Dornröschenschlaf zu wecken und bei uns zu Hause einzuführen. Vielleicht macht die Familie ja mit.

Fröhliches Fegen wünscht
Heiko

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