Wippsteert – die Bachstelze auf Plattdeutsch


Wie heißt die Bachstelze auf Plattdeutsch?
Das plattdeutsche Wort für die Bachstelze ist der “Wippsteert”. Steert bezeichnet auf Platt den Schwanz. Der Vogel ist nach seinem langen, wippenden Schwanz benannt. Das ist ein charakteristisches Erkennungszeichen dieses Vogels.

Den wippenden Schwanz kann man in diesem Video von zwei balzenden Bachstelzen gut erkennen:

Bachstelze, Schafstelze oder Gebirgsstelze, welcher Wippsteert darf es sein?

Wie so oft ist die Biologie im Plattdeutschen nicht so eindeutig, wie man es sich ein Biologe wünschen würde. Daher müssen wir beim Wippsteert noch etwas genauer hinsehen:

Aus der biologischen Gattung der Stelzen (lateinisch “Motacilla”) gibt es drei, die wir in Schleswig-Holstein und in Mecklenburg antreffen können und die im Plattdeutschen auf Wippsteert hören. 

Das ist zunächst einmal die Bachstelze mit ihrem grauen Federkleid. Daneben finden wir auch die gelbe Schafstelze. (Siehe Bild)

Wenn man auf Platt also deutlich machen will, welche Stelze es nun genau ist, dann wird die Farbe hinzugefügt.

  • “de gele Wippsteert” ist die Schafstelze
  • Die Bachstelze ist der “griese” ( => grau), “blaue” oder “witte” (=> weiße) Wippsteert, je nachdem, auf welchen Teil des Gefieders der Betrachter nun genau geschaut hatte. Erstaunlich ist: Oft hat man sich dabei für den blauen Wippsteert entschieden. Im Vergleich mit dem Foto des Vogels mag man sich vielleicht besser für den griesen oder den witten entschieden.
  • Für die recht selten anzutreffende Gebirgsstelze gibt es auf Platt gar keinen eigenen Namen. 

Die lateinischen Namen der Vögel lauten übrigens 

  • “Motacilla alba” für die Bachstelze, mit “alba” = lateinisch für “weiß”
  • “Motacilla flava” für die  Schafstelze mit “flava” = lateinisch für “gelb” und
  • “Motacilla cinerea” für die Gebirgsstelze mit “cinerea” = lateinisch für “aschfarben”.

Diese drei Arten werden also auch in der Biologie nur durch ihre Farbe unterschieden.

Der Wippsteert im übertragenen Sinn

Im übertragenen Sinn bezeichnet der Wippsteert ein Kind mit starkem Bewegungsdrang. (“Du büst ja recht so’n Wippsteert” ). Diesen Bewegungsdrang lässt man die Kinder am besten draußen ausleben: “Gah na buten, dor kannst du so veel wippsteerten as du wullt!“

Wenn ein Erwachsener Mensch immer noch unstet und unruhig ist, und kein Sitzfleisch hat. dann behält er den Titel “Wippsteert”.

Weitere plattdeutsche Namen für die Bachstelze

Neben dem Wippsteert findet man regional auch Varianten von “Ackermännchen”:

  • Ackermann oder
  • Ackermanntje

Dieser Name bezieht sich auf die Verhaltensweise des Vogels, dem Pflüger zu folgen. Daher auch der Name Ploogsteert.

Das häufigste und allgemein verständliche plattdeutsche Wort für die Bachstelze ist und bleibt aber der Wippsteert.

Die Bachstelze auf Niederländisch

Noch einen kurzen Blick auf das Niederländische, das dem Plattdeutschen näher verwandt ist als das Hochdeutsche. Dort heißen alle Unterarten der Stelzen “Kwikstaart”, ein Wort, das wir als “Quicksteert” ab und an auch im Plattdeutschen antreffen können. 

  • Bachstelze ist dort der “witte kwikstaart”
  • die Schafstelze heißt auf Niederländisch “gele kwikstaart”

Auf das Niederländische werfe ich den einen oder anderen neidischen Blick, weil es dort gelungen ist, offizielle Namen für die Pflanzen und Tiere zu finden. Ich finde das wichtig, damit man die Sprache auch unterrichten kann. Wenn es zu viele regionale Varianten gibt, und der eine die eine und der andere die andere lernt, dann treffen sich am Ende zwei Leute, die nur schlecht und recht Platt sprechen können, und sie verstehen sich dann doch nicht. Es ist ja in Ordnung, wenn eine Vogelart mehrere Bezeichnungen hat. Was sie aber auch braucht, ist ein Name, über den man sich einig ist.

Ein Pladoyer für offizielle plattdeutsche Vogelnamen

Auch wenn man ernsthaft Biologie betreiben will, braucht man eine Übereinkunft über die Bezeichnungen. Ich träume da z.B. von zweisprachigen Gymnasien, die in der Oberstufe auch die Biologie auf Platt unterrichten. 

Ich finde, so einen Traum darf, nein: sollte, man träumen dürfen. Ich verweise dazu auf das Sorbische Gymnasium in Bautzen. Das ist eine Sprachgemeinschaft, die noch deutlich kleiner ist als das Plattdeutsche. Man unterrichtet an dieser Schule aber die meisten Fächer auf Sorbisch. Wenn man will, geht das. Für die Zukunft des Plattdeutschen brauchen wir so etwas auch.

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