Nutiet: die Gegenwart auf Platt


Im Hochdeutschen sind die Verben ein ganzer Zoo von Formen. Im Plattdeutschen ist der Zoo deutlich kleiner. Dafür ist er längst nicht so bekannt. Deshalb gibt es auf lern-platt.de eine kleine Führung durch die Welt der plattdeutschen Verbformen. Nur das wichtigste und das in kleinen Häppchen. Heute fangen wir mit der wichtigsten Zeit an, mit der Gegenwart, dem Präsens bzw. op Platt mit der Nutiet.

Als Beispiel nehmen wir das Verb maken (hochdeutsch: machen). Das ist schön regelmäßig und es ist häufig. Damit eignet es sich besonders gut dazu, die Bildung der Nutiet zu erklären. Zur Aussprache von dem langen und dunklen a verweise ich auf den Artikel A mit und ohne Kringel.

In der Gegenwart haben wir (wie im Hochdeutschen) sechs Formen: Erste, zweite, dritte Person, jeweils im Singular („Einzahl“) und im Plural („Mehrzahl“). Auf Platt: Eentall und Mehrtall.

1. Sg: ik maak
2. Sg: du maakst
3. Sg he/se/dat maakt
1. Pl: wi maakt
2. Pl: ji maakt
3. Pl: se maakt

Die Ähnlichkeiten zum Hochdeutschen sind groß. Zwei Unterschiede gibt es aber:

  • In der 1. Sg. entfällt das abschließende -e. Das ist auch sonst so. (z.B. plattdüütsch „de Lamp“ für hochdeutsch „die Lampe“)
  • Auffällig ist: 1. und 3. Plural enden auf -t. Im Hochdeutschen steht da -en. In der zweiten Person Plural steht im Hochdeutschen wie im Plattdeutschen die Endung -t. Damit lauten alle Pluralformen gleich.

Der Einheitsplural

Dieses Phänonen heißt in der Grammatik „Einheitsplural“ und der geht einem mit hochdeutschen Ohren zu  Anfang etwas gegen den Strich. Aber man gewöhnt sich schnell daran. Möglicherweise fällt einem diese Eigenart des Plattdeutschen auch erst dann auf, wenn man (wie z.B. hier) einmal direkt darauf gestoßen wird.

Und jetzt zum Selberüben:

  • malen (hd: malen)
  • trecken (hd: ziehen)
  • drinken (hd: trinken)

regionale Unterschiede

Ich muss noch hinzufügen: beim Einheitsplural sind sich de Plattdeutschen uneinig. In Ostfriesland, und im nördlichen Teil Landesteil Schleswig und in Mecklenburg gibt es auch einen Einheitsplural, aber auf -en: Wi/ji/se maken.
Aber von Oldeburg über Bremen, Hannover, Hamburg und Lübeck bis nach Kiel ist das richtig, was ich oben geschrieben habe: wi maakt, ji maakt, se maakt.

Eine Landkarte mit den verschiedenen regionalen Varianten findet sich in der Wikipedia unter dem Stichwort Einheitsplurallinie. d

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