Buchtipp: „Plattdeutsch – vom Klönen und Schnacken“ von Reinhard Golz


Im Frühjahr 2022 ist ein schönes Buch über die plattdeutsche Sprache erschienen: „Plattdeutsch – vom Klönen und Schnacken“ von Reinhard Golz. In 48 Kapiteln auf rund 120 Seiten finden sich wissenswerte und interessante Artikel über die plattdeutsche Sprache. 

Der Autor erzählt von

  • plattdeutschen Begriffen wie Moin oder Kluntje und Wulkje aus der ostfriesischen Teekultur
  • Geschichtlichem wie Hanse, Störtebeker und dem Quickbornverlag
  • plattdeutscher Kultur wie den Speeldeels oder dem Ohnsorgtheater und
  • Sprachkundlichem wie plattdeutschen Sprachinseln im Ausland, plattdeutschen Ortsnamen im Inland
  • und vielem anderen mehr.

Dabei gelingt es ihm, auch Grundwissen über die plattdeutsche Grammatik unterhaltsam einzuflechten, ohne dass es kompliziert wird. Wenn Sie also den “Einheitsplural” noch nicht kennen, oder ihnen noch niemand die Bildung der plattdeutschen Verbformen erklärt hat, dann finden Sie hier eine Einführung, die auch den Anfänger im Plattdeutschen noch behutsam mitzunehmen vermag.

Alle Kapitel stehen für sich, sie bauen nicht aufeinander auf. Das Buch eignet sich daher auch gut für den Familienkreis, um Stück für Stück unterhaltsames und lehrreiches über die plattdeutsche Sprache zu erfahren.

Über den Autor Reinhard Goltz

Im Zeitalter von Fakenews frage ich mich bei Büchern immer, wer ist der Autor? Woher stammt sein Wissen? Weiß der Autor, wovon er schreibt. Bei Dr. Reinhard Goltz ist die Frage einfach zu beantworten: er ist ein Schwergewicht der plattdeutschen Sprache:

  • Unter anderem ist er ist Herausgeber des “Preußischen Wörterbuches”. Dieses dokumentiert das (heute praktisch ausgestorbene) Platt aus West- und Ostpreußen.
  • Er ist Geschäftsführer des Instituts für niederdeutsche Sprache (INS) und Vorstand des seit 2014 Vorstand des INS e. V. 
  • und Sprecher des Bundesrates für Niederdeutsch. 

Mehr zu seinem Lebenslauf auf der Webseite des INS.

Platt ist aber für ihn keine rein akademische Frage:

  • Er ist einer der Sprecher der plattdeutschen Nachrichten. 
  • Er hat für das Ohnsorgtheater geschrieben und 
  • er hat an der Übersetzung von Asterix ins Plattdeutsche mitgearbeitet. 

Kurz: in Platt ist der Autor sattelfest. Man sieht das auch an der Breite von Informationen, die er in das Buch “vom Klönen und Schnacken” eingebracht hat. Es hat alles Hand und Fuß. Auch ich habe immer noch einiges Neues gelernt.

Der Autor zeigt mit seiner Lebensgeschichte auch, dass es gelingen kann, im Plattdeutschen fit zu werden, selbst dann wenn man nicht zu Hause mit Platt aufgewachsen ist. Wie der Weser-Kurier ausführt, ist Reinhard Goltz ist in Hamburg als Kind von Ostvertriebenen geboren. Plattdeutsch hat er aber erst im Rahmen seines Germanistikstudiums gelernt. Ich finde, das macht Mut, denn viele, die sich für Platt interessieren, haben es nicht im Elternhaus gelernt.

Über den Dudenverlag

Das Buch ist im Dudenverlag erschienen, aber keine Angst, es ist kein plattdeutscher “Duden”, kein Rechtschreiblexikon. (Der plattdeutsche Duden schlechthin ist und bleibt “der Sass”.) Es ist vielmehr ein Buch aus einer Reihe des Dudenverlags über deutsche Dialekte. Parallel dazu ist auch ein Buch über das Hessische erschienen. Goltz stellt in seinem Buch übrigens klar, dass entgegen der Presseerklärung des Dudenverlags (“Die Titel „Plattdeutsch“ und „Hessisch“ geben kurzweilige und lehrreiche Einblicke in die Vielfalt der Dialekte”) Platt mehr ist als ein Dialekt. Wer noch nicht weiß, was eine Regionalsprache ist, der erfährt in dem entsprechenden Kapitel von dem rechtlichen Status der Plattdeutschen. Dieses spielt sprachlich in derselben Liga wie Katalanisch, Baskisch oder Galicisch und eben nicht in der Kreisklasse der Dialekte des Hochdeutschen.

Zusammengefasst:

Mir hat das Buch “Plattdeutsch – vom Klönen und Schnacken” sehr gut gefallen und werde es im Sommerurlaub kapitelweise den Kindern vorlesen. 

Das Buch hat die ISBN  978-3411756766 und kostet 12 EUR. Es ist z.B. bei Amazon erhältlich.

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