Wortfindungsexpedition: wie heißt der Luchs auf Plattdeutsch?


Manche plattdeutschen Wörter sind gut bekannt: Water für hd. „Wasser“. Andere kann man zumindest gut nachschlagen. Zum Beispiel Voss für Fuchs. Auch die Mehrzahl ist kein großes Geheimnis: een Voss, twee Vöss. Allerdings gibt es im Vokabular auch Lücken, speziell im Bereich der Pflanzen und Tiere. Da ist maches unklar, anderes nur wenig bekannt oder gar ausgestorben.

Wie heißt der Luchs auf Plattdeutsch?

Vor einigen Jahren, es muss wohl in einem Wildpark gewesen sein fragte ich mich, wie heißt eigentlich der Luchs auf Platt. Zu Hause nachgeschlagen, aber meine Sammlung plattdeutscher Lexika schwieg sich aus. Was tun? Hat Platt kein Wort für den Luchs? Immerhin war der Luchs selbst ja in Deutschland ausgestorben. Im Harz wurde das letzte Exemplar 1818 erlegt (Wikipedia) und ohne Luchse gab es auch kaum einen Anlass, über Luchse zu sprechen oder gar zu schreiben.

Ist damit auch das plattdeutsche Wort für den Luchs ausgestorben oder kann man da noch einen sprachlichen Rettungsdienst rufen?

Ein Blick in die Geschichte

Die Analogie zum Fuchs (Voss) führt auf die Idee, das plattdeutsche Wort könnte Loss gelautet haben. Auch andere hochdeutsche Wörter auf -chs gehen auf Platt ähnlich. Wachs => Wass, Ochse => Oss, wachsen => wassen.

Mit dieser Arbeitshypothese kann man sich dann auf den Weg in die Geschichte machen.

Mittelniederdeutsch

Da gibt es z.B. ein mittelniederdeutsches Lexikon mit dem Sprachstand von ca. 1500. Freundlicherweise digitalisiert von Gerhard Köber. Darin findet sich tatsächlich ein mittelniederdeutscher Eintrag los für Luchs. Die Schreibweise des o zeigt, dass es kurz war, andernfalls hätte dort „ō“ gestanden. In moderner Rechtschreibung würde das Wort also tatsächlich „Loss“ lauten.

Ein weiterer Beleg ist das „Hannoversche Namensbüchlein“  von 1852, welches den Nachnamen Loss als „Luchs“ erklärt.

Und übrigens lautet das Wort auch auf Niederländisch „los“.

Und die Mehrzahl?

Damit ist das plattdeutsche Wort für den Luchs schon mal gefunden. Jetzt stellt sich noch die Frage nach dem Plural. Dazu habe ich bisher keinen historischen Beleg gefunden. Was tun? Die Analogie zum Fuchs (Voss=>Vöss) würde auf „Löss“ führen.

Das ist auch plausibel, denn der hochdeutsche Plural lautet „Luchse“ und das end-E entfällt im Plattdeutschen. In so einem Fall wird dann gerne der Stammvokal umgelautet, wie in Broot=>Brööd für „Brote“ oder Slag=>Slääg für „Schläge“. Oder war der Plural früher womöglich „Loss“ oder „Lossen“?

Vielleicht werden wir es nie genau wissen. Sachdienliche Hinweise gerne unten als Kommentar oder per E-Mail (Nettbreef) an mich. (Kontakt) Bis dahin bleibe ich bei „Löss“.

Bildnachweis:
Image by skeeze from Pixabay

aktuelle Artikel